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TINY LIVING – Mein Weg zur winterfesten Jurte

17. Dezember 2020
Beitrag "Mein Weg zur winterfesten Jurte"

Eine winterfeste Jurte planen & bauen – wie geht das?

Seit Jahren schon hatte ich mich mit dem Thema “Tiny Living” , bzw. mit der Möglichkeit einen gesunden, nicht so teuren Raum zum Arbeiten und Sein beschäftigt. Hatte unzählige Internetseiten mit verschiedenen Ideen für mobiles Dasein angeschaut . Hatte Bauwägen besichtigt und beinahe schon einen in Auftrag gegeben. Dann, auf einem Soundhealing Seminar hatte ich eine Mitstreiterin, die gerade mit Ihrer Familie in eine winterfeste Jurte gezogen war. Als ich die Fotos sah, war ich total begeistert! Mein erster Gedanke war “Wahnsinn, die Jurte hat ja Fenster” und der zweite dann “Das ist es, das möchte ich auch machen”.  Danach dauerte es jedoch noch ein Weile, bevor ich ernsthaft damit begann, die Vor- und Nachteile zu erforschen und mir wirklich ein Bild zu machen.

Ist das wirklich was für mich?

Zu dem Zeitpunkt gab es sehr wenig Information über Jurten. Die Menschen, von denen ich las und die in Jurten lebten oder arbeiteten, waren im besten Sinne des Wortes “ausgestiegen” und lebten auf eine sehr einfache Art in z.T. selbstgebauten Jurten ohne Fenster und ohne jeglichen Komfort. Das wollte ich nicht. Ich wollte einen Da-Seins-Ort der natürlich, einfach, funktionell und möglichst ökologisch ist, ja – aber  wer sagt denn, daß das nicht auch Schönheit und einen gewissen Komfort einschließen kann? Dann stieß ich auf die tschechische Firma yourtent die mir die Möglichkeiten eröffnete, die ich mir wünschte. Damit begann die konkrete Planung.

Die Jurte planen – so viele Fragen!

Mit dem immer deutlicher werdenden Plan, wirklich eine winterfeste Jurte zu bauen, kamen natürlich immer konkretere Fragen auf:

  • Welche Dämmung und wieviel Dämmung? Wann ist eine winterfeste Jurte wirklich winterfest?
  • Womit heize ich 50 m2 Jurte? Welcher Ofen ist der Richtige?
  • Wie ist das mit Mäusen, Ameisen usw? Wie schütze ich mich davor?
  • Wie viele Fenster sind für die Konstruktion tragbar?
  • Wie hoch soll die Seitenwand der Jurte sein?
  • Welche Toilette kommt in die Jurte?
  • Welche Dachplane für die Jurte ist die richtige?
  • Wie ist das mit Strom und Wasser?
  • Wie geht das mit dem Abwasser?
  • Wo könnte die Jurte im Garten stehen?
  • Brauche ich eine Baugenehmigung für die Jurte?
  • Was  müßten wir für den Aufbau der Jurte vorbereiten?
  • Usw.

Gleichzeitig mußte ich über die Innengestaltung der Jurte nachdenken. Da ich die Jurte als Rückzugs- und Kreativraum für mich, als Arbeitsort und als Seminarhaus wollte, mußte ich die verschiedenen Aspekte bedenken und gestalterisch berücksichtigen. Es sollten mindestens vier Schlafplätze geschaffen werden. Diese sollten so gestaltet sein, daß man sie nicht immer auf- und abbauen müßte. Es sollte eine kleine Küche möglich sein, ein Bad und ein Raum, der groß genug wäre, um kleine Seminare und Gruppen zu halten. Gleichzeitig sollte es gemütlich, persönlich und “spacy” sein. Es sollte Platz für meine Fachliteratur sein und einen Internetanschluß geben. Eine kleine Abstellkammer, auch zum “Verstecken” der Hausanschlüsse wäre gut. Auch hiermit gingen viele Fragen einher:

  • Wie baue ich in die Jurte Wände, die stabil sind und gleichzeitig genauso mobil, wie die Jurte selbst? (Wände können nicht an der Jurtenkonstruktion befestigt werden!)
  • Wie gestalte ich den Grundriß, um allen Anforderungen zu genügen?
  • Wie gestalte ich den Innenausbau der Jurte, damit es optisch schön aussieht und zur Jurtenstil paßt?
  • Wo kommt der Ofen in der Jurte hin? Was muß ich da beachten?
  • Wieviel Steckdosen braucht der Mensch?
  • Wie groß dürfen die Fenster in der Jurte sein?
  • Wie gestalte ich es so, daß die Wasseranschlüsse möglichst nah zusammen liegen?
  • Was muß ich für die Inneneinrichtung kaufen?
  • usw.

Nachdem ich monatelang recherchiert, gefragt und den Grundriß mit allen technischen Details geplant hatte (eine Wahnsinnsarbeit !!!) – bekamen yourtent sowie die Firma S. Sanktjohanser, die den Innausbau machen sollte, dann den finalen Entwurf.

Die Jurte bauen

Baugenehmigung für eine winterfeste Jurte?

SO WURDE ES 2019 FÜR UNS DARGESTELLT
Diese Frage bekommt hier einen eigenen Raum, weil sie immer wieder gefragt wird. In Deutschland braucht man keine Baugenehmigung für eine Jurte, weil sie als Zelt, bzw. “fliegende Baute” gilt. Jedoch : Frei nach dem Sprichwort: “Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt” solltet ihr aber vorsichtig abklären, ob Eure Nachbarn Anstoß nehmen könnten. Es hat Fälle gegeben, wo die Jurte aus Gründen nachbarschaftlichen Unmutes wieder entfernt werden mußte.

Wir haben auf dem Bürgermeisteramt vorgesprochen und gefragt, ob etwas gegen eine 50 m2 Jurte sprechen würde. Es gab von dieser Seite kein Problem. Da wir hier unseren Nachbargrundstücken relativ nah sind, haben wir bei den Nachbarn vorgefühlt – auch hier kam uns Wohlwollen entgegen. Später, nach dem Bau, gab es dann doch mit einer Seite ein paar Probleme wegen des Rauches aus dem Schornstein. Daher hier ein kleiner Tip: plant Euren Schornstein so, daß die übliche Windrichtung so steht, daß der Rauch möglichst nicht zu einem Nachbarn weht.

NACHTRAG 02/20222
Inzwischen ist klargeworden, dass eine fliegende Baute, wenn sie länger als 3 Monate steht, zu einem Gebäude „mutiert“. Das heißt, dass doch eine Baugenehmigung erforderlich ist. Lasst Euch jedoch davon nicht abschrecken. Sucht Euch jemanden, der beim Bauamt vorlageberechtigt ist (Architekten, Bauingenieure, Maurermeister usw) und geht es an.

Der Aufbau der Jurte im Detail 

Alle Teile für die Jurte an sich und auch für den Innenausbau wurden von den jeweiligen Firmen vorgefertigt. Wir hingegen mußten uns darum kümmern, den Platz für den Bau auszumessen und vorzubereiten. Das hieß im Klartext einen 40 m langen Graben graben, die dafür geeigneten Wasser- und Stromleitung sowie ein Kabel für Internet einzulegen und wieder zuzuschütten. (Der Garten war danach doch etwas verwüstet). Weiterhin mußten wir dafür sorgen, daß die Steine (Nach den richtigen Steinen zu suchen war eine Aktion für sich!), auf welchen die “Tortenstücke” des Bodens ruhen sollten, in der richtigen Position angeordnet bereitlagen. Dies erforderte eine genaue Maßarbeit am Bauplatz!

Dann kam der große Tag! Alle kamen an, packen Baumaterial, Gerätschaften und ihr Gepäck aus (alle Mitbauenden lebten über die Bauzeit bei uns) und es ging los….

Die Aufregung war groß, daß muß ich schon sagen. Paßt alles? Habe ich an alles gedacht? Sind die Maße alle richtig gewesen?

Vorbereitung für den Boden

Begonnen wurde damit, daß in die in 2 Kreisen konzentrisch verteilten Grundsteine  sowie in den Mittelstein per Bohrung Halterungen angebracht wurden. Diese würden dann später die 12 “Tortenstücke” des Boden tragen und eine Nivellierung des Jurtenbodens möglich machen. (Meine Jurte liegt ca. 15 – 50 cm über dem Erdreich – unser Grundstück ist etwas abschüssig). 

Der richtige Boden – Winterfeste Jurte auch von unten

Die zwölf Tortenstücke sind aus Fichte und mit Hohlkammern versehen, in die das Dämmaterial aus Hanf eingefüllt ist. Darauf wird dann der Fußboden aus dem gewählten Holz aufgebracht (Bei mir aus Kiefernholz). Der Jurtenboden wird rund geschnitten und gründlich mit Auro Holzöl geölt.

Wände und Fenster

Zuerst wird dann die Eingangstür aufgestellt. An ihr orientieren sich die Abstände zu den Fenstern. Dazwischen wird das Scherengitter errichtet. Dann werden die beiden inneren Balken aufgestellt, welche die Kuppel tragen. Einige Dachstangen werden in das Scherengitter eingelegt, so daß die Plexiglaskuppel eingehängt werden kann. Nach und nach werden alle Stangen angelegt. Fenster, Scherengitter, die Trägerbalken und der Kranz der Kuppel sind aus Lärchenholz.

Isolierung und Außenhaut

Nun wird die erste Lage aus gefilzter Wolle rund herum auf das Scherengitter aufgebracht. Diese ist sehr fest gefilzt und ca. 1,5 cm dick. Genau dieselbe erste Lage kommt dann auf das ganze Dach. Darüber wird wiederum eine Schicht aus etwas lockerer, gefilzter Schafwolle in gewählter Dicke (bei mir 8 cm) angelegt. Die ganze Jurte wird sozusagen warm eingepackt, damit sie sich wirklich eine winterfeste Jurte nennen kann. Über der Isolierschicht liegt dann eine Dampfsperre sowie ein “Abstandshalter”, um zu gewährleisten, daß die Kondensflüssigkeit abgeleitet wird.

Zu guter Letzt wird die Außenhaut angelegt. Die Firma yourtent legt zuerst eine Außenhaut rund um die Wand. Diese wird an den Fenstern so befestigt, daß sie gut abschließt. Auch die kleinen “Dächer” der Fenster werden bedeckt. Danach kommt eine Außenhaut auf das Dach und wird mit einem Abschluß rund um die Wand befestigt. So ist es möglich die Dachhaut der Jurte nach ein paar Jahren (alle 7-8 Jahre) auszutauschen ohne die ganze Jurte “auspacken” zu müssen.

Der Innenausbau im Detail

Gemäß Plan wurde sozusagen ein Bau im Bau errichtet. Die Innenwände (3 cm dicke dreigeschichtete Holzplatten aus Fichte) stehen stabil für sich selbst und können schnell und effektiv abgebaut werden, falls die Jurte einmal versetzt werden sollte.

So entstanden ein kleines Bad, ein kleiner Schlafraum mit Platz für ein Doppelbett, ein Hochbett mit 1,40 m Breite und direkt darunter eine Abstellkammer. Zum Hochbett führt eine Treppe mit 5 Stufen, welche so gestaltet sind, das sie auch als Sitz dienen können. Die kleine Küche und der große Raum gehen ineinander über, so das ein Raum von ca. 24 m2 + Küche entsteht, der für Gruppen, Seminare und Wohnzimmerkonzerte genutzt werden kann. Der Eingang liegt im Küchenbereich.

Wasser und Strom sowie Internetzugang liegen in der Abstellkammer unter dem Hochbett und werden von da aus in die Jurte geleitet. Der Strom kann partiell abgeschaltet werden, damit man gut schlafen kann. Als Toilette dient eine Komposttoilette Biolet 15 e, darüber wird es einen weiteren, speziellen Blogartikel geben (geplant ist übrigens noch eine kleine Solaranlage, um für die Toilette den Strom zu erzeugen). Auch zum Ofen wird es einen kleinen Extraartikel geben.

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GALERIE : AUFBAU

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Das Ergebnis : eine winterfeste Jurte zum Wohlfühlen

Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Die Jurte ist schön anzusehen, funktionell, gemütlich, praktisch und vermittelt ein natürliches Lebensgefühl.

Kaum war die Jurte errichtet und ich zu Martin umgezogen (ich hatte zuvor nicht bei meinem Partner gewohnt) begann die Coronazeit. Dies machte mir dann erst einmal einen Strich durch meine Seminar- und Gruppenpläne. Daher kann ich diesbezüglich nicht berichten, wie sie sich bewährt hat.

Da ich mich jedoch sehr viel hier aufhalte, um in die Stille zu gehen bzw. kreativ zu arbeiten und auch (gerade im Winter) des zu ca 30 % in der Jurte schlafe, kann ich sagen, das sie – auch für Leute, die komplett darin wohnen möchten sehr gut geeignet ist. Nie zuvor habe ich einen so warmen und entspannenden Lebensraum erlebt. Dazu werde ich noch in anderen Beiträgen einiges erzählen.

Mein Wunsch und meine Hoffnung

Mein Wunsch ist es, andere Menschen zu inspirieren, sich mit der Jurte als Lebensraum zu beschäftigen. Ich würde gern als Beispiel dienen, daß das Leben “ganz anders” nicht in das komplette Aussteigertum münden muß. Ich möchte Mut machen, daß es einfach, ökologisch und doch eben auch gemütlich und komfortabel sein kann.

Meine Hoffnung ist es, daß sich immer mehr Menschen in Punkto Wohnen trauen, die altgewohnten Wege zu verlassen, um Neues zu probieren. Um sich selbst und dem Ökosystem Erde etwas Gutes zu tun. Um zu zeigen, daß es anders geht. Um Zeichen für die Zukunft zu setzen.

Außerdem hoffe ich, daß auch die Politik begreift, daß wir beim Bauen und Leben andere Wege gehen müssen und daß sich die Gesetze zukünftig ändern werden, um dies zu erleichtern.

Teezeit in der Jurte

Du möchtest die Jurte einmal anschauen? Dann bist Du herzlich willkommen zur Teezeit in der Jurte. Du kommst vorbei, wir genießen bei einer guten Tasse Tee die Atmosphäre und Du kannst mir Fragen zum Thema Jurte stellen.
Bitte melde Dich per email unter Angabe Deiner Adresse & Telefonnummer an. Ich freue mich auf Dich!

Kontaktmail I 60 Minuten I Unkostenbeitrag : 60 € (max 2 Personen / dann pro Person 30 €)

Anmerkung :
* Bitte erscheine pünktlich, da Dein Termin extra für Dich reserviert ist.
* Wenn Du nicht kommen kannst, sage bitte rechtzeitig ab. Danke! (Nicht rechtzeitig abgesagte Termine stelle ich in Rechnung)
* Bitte habe Verständnis, dass ich für einzelne Fragen im Nachklang nicht zur Verfügung stehen kann. Bitte vereinbare bei
weiteren Informationsbedarf einen Termin mit mir .
* 30 Minuten telefonisches Infogespräch (Unkostenbeitrag 25 €) : Bitte eine Email schreiben – ich melde mich dann bei Dir!

Weitere Möglichkeiten die Jurte zu erleben ergeben sich natürlich aus meiner Arbeit, die z.T. in der Jurte stattfindet. Siehe hier: www.annea-works.net

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Unterstütztung beim Innenausbau der Jurte

Wenn Du für den Gestaltung des Innenausbaues Deiner Jurte Unterstützung brauchst siehe bitte hier „Innenausbau Jurte – Ideen & Begleitung“

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Blessings und bis bald 🙂 Annea

GALERIE : DIE FERTIGE JURTE

KONTAKTE JURTENBAU

  1. FIRMA JURTE : yourtent.com / Alexandre Sprado, Tschechien (Sprache: Tschechisch, Deutsch, Englisch)
  2. INNENAUSBAU : Jan Penkava / Tschechien / Phone +420 731 512 170 (Sprache : Tschechisch, Deutsch)
  3. INNENAUSBAU : Sebastian Sanktjohanser / Email: sebastian.sanktjohanser@outlook.com

Die beiden obengenannten Firmen (1. + 2) arbeiten zusammen. Herr Penkava baut die Fenster, Türen sowie
den Kuppelring für die Firma YourTent.

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click here : NEWSLETTER 4 YOU

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1 Comment

  • Reply Stefan Schubert 18. März 2022 at 21:12

    Toll, sag mal welchen Ofen hast Du verwendet?
    Danke Stefan

  • Leave a Reply